Walter Witzenmann (* 23. Mai 1908 in Pforzheim; † 15. August 2004 ebenda) war ein deutscher Unternehmer, Politiker der FDP und Förderer von Wissenschaft und Kultur. Er hinterließ ein bedeutendes Erbe in verschiedenen Bereichen wie Wirtschaft, Politik und Kultur.
Leben
-
Akademische Laufbahn: Witzenmann studierte Wirtschaftswissenschaften, Soziologie, Geschichte und Philosophie an verschiedenen renommierten Universitäten, darunter Heidelberg, und promovierte 1935 bei Alfred Weber. Seine Dissertation beschäftigte sich mit dem Einfluss von Giambattista Vico und Georges Sorel auf die "Lehre des Faschismus".
-
Unternehmerische Tätigkeit: Nach seiner Promotion trat Witzenmann in die von seinem Großvater gegründete Metallschlauchfabrik Pforzheim ein, die später unter dem Namen Witzenmann-Gruppe bekannt wurde. Unter seiner Leitung wuchs das Unternehmen zu einem weltweit tätigen Hersteller von Metallschläuchen und anderen flexiblen, metallischen Elementen.
-
Familie: Er war seit 1937 mit der Theaterschauspielerin Ruth Wolber verheiratet und hatte zwei Adoptivsöhne, Michael Witzenmann-Krell und Trutz von Trotha.
Politik
Walter Witzenmann war ein engagierter Politiker der Freien Demokratischen Partei (FDP). Er war von 1959 bis 1995 Mitglied des Stadtrats der Stadt Pforzheim und von 1962 bis 1992 Vorsitzender der FDP-Gemeinderatsfraktion.
Ehrenämter
Witzenmann engagierte sich in zahlreichen Ehrenämtern und Verbänden:
- Deutsche Industrie- und Handelskammer (IHK): Präsident der IHK Nordschwarzwald von 1968 bis 1985.
- Handelsrichter und Arbeitsrichter: Ehrenamtlicher Handelsrichter (1951–2001) und Landesarbeitsrichter (1956–1979).
- Verbände: Vorsitzender des Verbands der Deutschen Metallschlauch- und Kompensatoren-Industrie (1946–1998), Vorstandsmitglied im Wirtschaftsverband der Eisen-, Blech- und Metallverarbeitenden Industrie e.V. (EBM) und im Landesverband der Baden-Württembergischen Industrie e.V.
- Kulturelle Engagements: Erster Vorsitzender der Sektion Pforzheim des Deutschen Alpenvereins (1944–2004), Mitbegründer der Reuchlin-Gesellschaft Pforzheim und Kuratoriumsvorsitzender der Hochschule Pforzheim (1964–2000). Er initiierte das Pforzheimer Festival „Musik der Welt“ und unterstützte die Herausgabe der Gesamtausgabe der Schriften von Alfred Weber.
Ehrungen
Walter Witzenmann wurde für seine Verdienste vielfach geehrt:
- 1952: Eintrag in das Goldene Buch der Stadt Pforzheim.
- 1995: Ehrenbürgerschaft der Stadt Pforzheim.
- Ehrensenator der Hochschule Pforzheim, die ihr Auditorium maximum nach ihm benannt hat.
- Ehrenpräsident der IHK Pforzheim (1985).
- Ehrenvorsitzender des Verbandes der Deutschen Metallschlauch- und Kompensatoren-Industrie (1998) und des Deutschen Alpenvereins (ab 2004).
- Walter-Witzenmann-Haus: Das Sektions- und Ausbildungszentrum des Deutschen Alpenvereins in Pforzheim wurde nach ihm benannt.
- Dr.-Walter-Witzenmann-Platz: Ein Bereich am Pforzheimer Marktplatz wurde 2021 zu seinen Ehren benannt.
Walter-Witzenmann-Preis
1997 stiftete Walter Witzenmann den Walter-Witzenmann-Preis zur Förderung des kulturwissenschaftlichen Nachwuchses in Baden-Württemberg. Der Preis wird jährlich vergeben und ist mit 6.000 Euro dotiert. Er prämiert wissenschaftliche Arbeiten aus dem Bereich der Kulturwissenschaften, die von Hochschulen oder Forschungsinstituten in Baden-Württemberg veröffentlicht oder zur Veröffentlichung eingereicht wurden. Die Preisträger sollten unter 35 Jahre alt sein.
Veröffentlichungen
Walter Witzenmann veröffentlichte unter anderem die Dissertation „Der Einfluss des Denkens und der Geschichtsphilosophie Giambattista Vicos auf die Lehre des Faschismus“. Seine politischen und wirtschaftlichen Beiträge wurden in der dreibändigen Festschrift „Konstanten für Wirtschaft und Gesellschaft“ gewürdigt, die zwischen 1988 und 1998 erschien.