Im Herzen des Dorfzentrums von Hagelloch, nahe Tübingen, erhebt sich die Evangelische Kirche Hagelloch, ein architektonisches Schmuckstück im neoromanischen Stil. Obwohl sie mit ihrer historischen Erscheinung älter wirkt, wurde sie erst zwischen 1903 und 1904 errichtet. Die Kirche ersetzte zwei Vorgängerbauten, darunter eine Kapelle aus dem Jahr 1474 und eine „alte Kirche“, die aufgrund von baulichen Mängeln 1902 abgerissen wurde.
Die Planung des Gebäudes übernahm Baurat Theophil Frey aus Stuttgart. Dank einer Landeskollekte von 1869 und zahlreicher Eigenleistungen der örtlichen Handwerker konnte das stattliche Gotteshaus in der damals wirtschaftlich schwachen Dorfgemeinschaft am Rande des Schönbuchs entstehen. Zur Einweihung am 25. September 1904 war König Wilhelm II. von Württemberg anwesend, was die Bedeutung dieses Ereignisses unterstrich.
Sehenswürdigkeiten und besondere Details
Die Evangelische Kirche Hagelloch beeindruckt durch zahlreiche sehenswerte Details. So wurden Gegenstände aus der Vorgängerkirche übernommen, darunter drei eichene Stützsäulen, datiert auf 1633 und 1732, ein ausgehöhlter achteckiger Taufstein sowie ein Kruzifix mit einem älteren Korpus. Besonders herausragend ist das große Tafelbild „Predigt Christi am See Genezareth“, das um 1858 von Elisabeth Horlacher geschaffen wurde.
Die drei farbenprächtigen Chorfenster aus der Werkstatt Waldhausen und Ellerbeck in Stuttgart zeigen Szenen aus dem Leben Jesu: Geburt, Kreuzigung und Auferstehung. Eine Christusstatue über dem Hauptportal trägt den einladenden Spruch: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken“ (Mt 11.28).
Die Kirche besitzt außerdem eine Orgel, die 1904 von Friedrich Schäfer (Firma C. L. Goll und Söhne) gefertigt wurde. Nach einer Restaurierung im Jahr 1996 erstrahlt sie in neuem Glanz und bietet mit ihren 2 Manualen und 12 Registern beeindruckenden Klang.
Renovierungen und moderne Anpassungen
Die Kirche wurde in den Jahren 1953 und 1998 umfassend renoviert. Neben der Restaurierung der Innenräume und Fassaden wurden auch die Außenanlagen neugestaltet. Besonders hervorzuheben ist der rollstuhlgerechte Zugang, der einen barrierefreien Zugang von zwei Seiten ermöglicht. Ein Mahnmal mit der Skulptur „Mutter mit Kind“ von Ugge Bärtle (1969) und eine moderne Skulptur „Friedensehnsucht“ ergänzen das historische Ensemble.
Ensemble- und Denkmalschutz
Das Kirchengebäude, inklusive der Bestuhlung und des Orgelprospekts, wurde von Architekt Theophil Frey als Gesamtkonzept entworfen. Daher steht die Evangelische Kirche Hagelloch unter Ensembleschutz des Landesdenkmalamtes und gilt als bedeutendes Kulturerbe der Region.