Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 hat Konstanz eine neue Flüchtlingswelle erlebt, mit mittlerweile 3.500 geflüchteten Menschen, darunter 1.300 aus der Ukraine. Die Stadt hat rasch auf die gestiegene Nachfrage reagiert und den Ausbau der Unterkunftskapazitäten vorangetrieben. Dabei wurde ein innovatives Modell namens „Raumteiler“ entwickelt, das die Vermittlung von privatem Wohnraum für Geflüchtete organisiert.
Der Raumteiler, ein Kooperationsprojekt zwischen dem Bürgeramt, dem Sozial- und Jugendamt und dem Verein „83 Konstanz integriert e.V.“, ermöglichte die Unterbringung von 467 ukrainischen Flüchtlingen in privaten Wohnungen. Dieses Modell war so erfolgreich, dass es als Vorbild für andere Städte diente. Neben privaten Unterkünften konnte die Stadtverwaltung ihre Kapazitäten durch Kooperationen mit der WOBAK und der Bundesimmobilienanstalt BImA von 520 auf 940 Plätze erweitern. Ab August 2024 wird die neue Gemeinschaftsunterkunft in der Max-Strohmeyer-Straße 57 mit 120 zusätzlichen Plätzen in Betrieb genommen.
Die Integration der Geflüchteten geht über die reine Unterbringung hinaus. Bürgermeister Dr. Andreas Osner betont die Bedeutung von Integration, dem Abbau von Vorurteilen und der Schaffung einer unterstützenden Infrastruktur. Neue Vereine wie „Ukraine Hilfe Konstanz e.V.“, „Konstanz hilft! e.V.“ und der Dachverband Interkulturelles Netzwerk Konstanz (INKO) tragen erheblich zur Integration bei. Die bereits bestehenden Vereine „save-me e.V.“ und „Café Mondial“ spielen ebenfalls eine wichtige Rolle.
Die Verteilung von Kita-Plätzen in Konstanz erfolgt nach dem Gleichbehandlungsgrundsatz. Der Fachkräftemangel stellt derzeit ein größeres Problem dar als der Mangel an Räumlichkeiten. Um die Situation zu entlasten, engagieren sich 16 ukrainische Frauen in der Kinderbetreuung und absolvieren Ausbildungen zur Erzieherin.
Die Stimmung in der Stadt ist überwiegend positiv. Auch wenn es gelegentlich zu Konflikten in Schulen kommt, zeigt sich der Zusammenhalt in Konstanz stark, wie die Demonstration gegen Rechtsextremismus mit 14.000 Teilnehmenden im Januar 2024 beweist.
Das Aufenthaltsrecht für ukrainische Geflüchtete wurde bis März 2025 verlängert. Langfristig hängt die Situation von der Lage in der Ukraine ab. Derzeit besteht die Möglichkeit, durch Ausbildung, Studium oder Beschäftigung eine längerfristige Aufenthaltserlaubnis zu erhalten. Für 2024 plant die Stadt, weitere 200 bis 250 Geflüchtete aufzunehmen. Ohne zusätzliche Kapazitäten könnte diese Quote nicht erfüllt werden.
Weitere Informationen zur Flüchtlingsunterbringung in Konstanz finden Sie auf der Website der Stadtverwaltung.