Das kurpfälzische Exemplar der Goldenen Bulle: Ein Einblick in einen historischen Kriminalfall
Am 3. Juli 2024 wurde der 13. Band der renommierten Reihe „Bausteine zur Kreisgeschichte“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Kreisarchivar Dr. Jörg Kreutz präsentierte gemeinsam mit Verwaltungs- und Schuldezernent Ulrich Bäuerlein das neue Buch, welches eine faszinierende Geschichte der kurpfälzischen Geschichte beleuchtet.
Einzigartiger Kriminalfall in der kurpfälzischen Geschichte
Das Buch, verfasst von Dr. Jörg Kreutz, enthüllt einen außergewöhnlichen Kriminalfall aus der kurpfälzischen Geschichte. Die Goldene Bulle, ein bedeutendes Verfassungsdokument des Heiligen Römischen Reiches, das von Kaiser Karl IV. 1356 erlassen wurde, erhielt seine kaiserliche Beglaubigung durch ein Goldsiegel. Dieses Siegel wurde jedoch im 18. Jahrhundert aus dem Mannheimer Schlossarchiv gestohlen. Erstaunlicherweise wurde der Diebstahl durch den Beraterkreis um den Kurfürsten Carl Theodor erfolgreich vertuscht, sodass kein Skandal entstand.
Die Entdeckung einer Nachbildung
Ein umfangreicher stilistisch-ikonografischer Vergleich aller Goldbullen, die zwischen 1355 und 1378 ausgestellt wurden, zeigte, dass das Goldsiegel der Goldenen Bulle, die heute im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München aufbewahrt wird, eine Nachbildung aus dem 18. Jahrhundert ist. Diese Erkenntnis ist bahnbrechend und widerspricht den bisherigen Annahmen.
Beitrag zum Jubiläumsjahr des Kurfürsten Carl Theodor
Das Buch ist der Beitrag des Rhein-Neckar-Kreises zum Jubiläumsjahr des Kurfürsten Carl Theodor, das 2024 in der Metropolregion und in Bayern gefeiert wird. Unter Carl Theodors Herrschaft wurden die bayerische und die pfälzische Linie der Wittelsbacher wiedervereinigt. Das Fehlen des Goldsiegels hätte bei den Erbfolgeverhandlungen einen Skandal auslösen können. Um dies zu verhindern, ließ Carl Theodor durch seinen Münzmeister Anton Schäffer eine hochwertige Nachbildung der Goldbulle fertigen. Diese Tatsache wird erstmals im Buch von Dr. Kreutz nachgewiesen.
Korrektur historischer Missverständnisse
Der Münchner Archivar Max Josef Neudegger hatte in den 1890er Jahren den Diebstahl öffentlich gemacht, jedoch die Möglichkeit einer Replik ausgeschlossen. Diese Fehlinterpretation wird nun durch die neuen Erkenntnisse widerlegt. Dr. Kreutz bewertet die Geschehnisse rund um den Diebstahl von 1774 neu und beleuchtet ein spannendes Kapitel der Mannheimer Regierungsjahre des Kurfürsten.
Erhältlichkeit des Buches
Das Buch „Das kurpfälzische Exemplar der Goldenen Bulle – Der Mannheimer Diebstahl des Goldsiegels im Jahr 1774 und seine erfolgreiche Vertuschung“ umfasst 108 Seiten und enthält 107 Abbildungen. Es ist zum Preis von 24 Euro im Buchhandel (ISBN 978-3-932102-47-9) oder direkt im Kreisarchiv des Rhein-Neckar-Kreises erhältlich. Kontakt:
Weitere Informationen
Für weitere Informationen steht ein Flyer zum Buch zur Verfügung.
Flyer zum Buch (655 KB)