Pforzheim (Stadtkreis)(PF)

Baden-Württemberg

Pforzheim ist eine bedeutende Großstadt in Baden-Württemberg, die sich zwischen Karlsruhe und Stuttgart entlang der Autobahn A8 erstreckt. Als eigenständiger Stadtkreis und Mittelpunkt der Enzregion spielt Pforzheim eine zentrale Rolle im Nordschwarzwald und gehört zum Regierungsbezirk Karlsruhe. Die Stadt, die an der Mündung der Flüsse Nagold und Würm in die Enz liegt, ist bekannt für ihre lange Tradition in der Goldschmiedekunst, weshalb sie auch den Beinamen "Goldstadt" trägt.

Pforzheims Geschichte reicht weit zurück. Schon in römischer Zeit existierte hier der vicus Portus, der aufgrund seiner Lage an einer Furt über die Enz einen wichtigen Handelspunkt darstellte. Der Name Pforzheim leitet sich vom lateinischen "Portus" (Hafen) ab und beschrieb den Hafen als Startpunkt für die Binnenschifffahrt zum Neckar.

Die Stadt hat im Laufe der Jahrhunderte eine bewegte Geschichte erlebt, die durch ihre wechselnden Herrschaftsverhältnisse geprägt war. Ab dem 12. Jahrhundert gehörte Pforzheim den Markgrafen von Baden, die hier ihre Residenz errichteten. Trotz mehrfacher Zerstörungen, insbesondere durch den verheerenden Luftangriff im Februar 1945, bei dem große Teile der historischen Altstadt zerstört wurden, hat sich Pforzheim zu einer modernen Stadt mit einem lebendigen Stadtkern entwickelt.

Heute präsentiert sich Pforzheim als lebendige und vielfältige Stadt mit einer starken wirtschaftlichen Präsenz. Neben der traditionellen Schmuck- und Uhrenindustrie sind auch Versandhäuser und eine Vielzahl anderer Unternehmen hier ansässig. Die Stadt ist auch ein bedeutendes Bildungszentrum mit der Hochschule Pforzheim, die aus einer Kunstgewerbeschule und einer Wirtschaftsfachschule hervorging und heute rund 6.000 Studierende zählt.

Pforzheim pflegt zudem internationale Beziehungen durch verschiedene Städtepartnerschaften, darunter Städte in Spanien, Frankreich, Italien, Russland, Polen, der Türkei, Ungarn und Kroatien. Diese Partnerschaften tragen zur kulturellen Vielfalt und zum internationalen Austausch bei.

Die Bevölkerungszusammensetzung ist geprägt durch einen hohen Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund, was die Vielfalt und Offenheit der Stadt widerspiegelt. Pforzheim ist eine lebendige Großstadt mit einer reichen kulturellen Szene, zahlreichen Vereinen und einer aktiven politischen Landschaft, die durch einen Gemeinderat vertreten wird.

Insgesamt ist Pforzheim ein Beispiel für eine Stadt, die sich trotz historischer Herausforderungen zu einer modernen, dynamischen und weltoffenen Gemeinschaft entwickelt hat.

Newsflash: Pforzheim und Region

Die Kollmar & Jourdan AG war eines der bedeutendsten Schmuckunternehmen in Deutschland mit internationaler Reichweite. Das Unternehmen, das 1885 gegründet wurde, produzierte bis zu seiner Insolvenz 1978 eine Vielzahl von Schmuckstücken und beschäftigte bis zu 1.700 Mitarbeiter. Die Firma war an den Börsen in Frankfurt und Stuttgart notiert und spielte eine zentrale Rolle in der Pforzheimer Schmuckindustrie.

Geschichte

Gründung

  • 1885: Die Kollmar & Jourdan AG wurde von Emil Kollmar (* 1860, † 1939) und Wilhelm Jourdan (* 1855, † 1925) gegründet. Zu Beginn fertigten sie in Handarbeit vergoldete Nickelketten mit einem kleinen Team von sechs Mitarbeitern.

  • Industrialisierung: Emil Kollmar erkannte die Notwendigkeit der industriellen Fertigung und brachte Maschinen aus den USA nach Pforzheim, die eine effizientere Produktion von Schmuckketten ermöglichten. Dies führte zu einer raschen Expansion des Unternehmens. Bis 1889 beschäftigte die Firma bereits 150 Mitarbeiter.

  • Weltausstellung 1900: Kollmar & Jourdan wurde auf der Weltausstellung in Paris mit einer goldenen Medaille für ihre Produkte ausgezeichnet.

Umwandlung in eine Aktiengesellschaft

  • 1898: Das Unternehmen wurde in eine Aktiengesellschaft mit einem Kapital von 600.000 Mark umgewandelt. Die ersten Vorstände waren Emil Kollmar und Wilhelm Jourdan. Wilhelm Jourdan schied jedoch aus Gesundheitsgründen noch im selben Jahr aus, und Emil Kollmar führte das Unternehmen allein weiter.

Aufstieg

  • Expansion: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts expandierte das Unternehmen erheblich und eröffnete mehrere Fabriken:

    • 1900: Neue Fabrik in Mühlhausen an der Würm.
    • 1902: Neubau eines Fabrikgebäudes in der Bleichstraße 81 in Pforzheim im Jugendstil.
    • 1908: Werk in Boxberg im Odenwald.
    • 1912: Werk in Neckarbischofsheim.
  • Mitarbeiter: 1914 beschäftigte das Unternehmen über 1.700 Personen.

Weltwirtschaftskrise und Wiederaufbau

  • 1929-1931: Aufgrund der Weltwirtschaftskrise musste das Unternehmen seine Zweigwerke schließen. Nach dem Tod von Emil Kollmar 1939 übernahmen seine Söhne Max Kollmar und Reinhard Kollmar die Leitung. Sie führten das Unternehmen nach dem Zweiten Weltkrieg wieder erfolgreich.

Niedergang

Eröffnung des Konkursverfahrens

  • 1977: Die Hardy-Sloman Bank GmbH, Mehrheitsaktionärin des Unternehmens, stellte ihre Kredite fällig, was zu einer Zahlungsunfähigkeit führte. Am 14. September 1977 beantragte Kollmar & Jourdan beim Amtsgericht Pforzheim ein gerichtliches Vergleichsverfahren, um den Konkurs abzuwenden. Am 1. November 1977 wurde das Anschlusskonkursverfahren eröffnet.

Insolvenzgründe

  • Fehlentscheidungen und Überproduktion: Der Insolvenzverwalter Dr. Volker Grub identifizierte als Gründe für die Insolvenz die Vernachlässigung der Schmuckkollektion und eine übermäßige Produktion von weniger rentabler Doublee-Ware. Auch die Verwaltung war für das Unternehmen überdimensioniert.

  • Bankenproblematik: Der Vorstand der Bank war gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender bei Kollmar & Jourdan. Der Bank gelang es, durch Maßnahmen wie Factoring und die Kündigung des Kreditengagements, die Liquidität des Unternehmens zu belasten.

Auflösung des Unternehmens

  • 1978: Das Konkursverfahren führte zur Zerschlagung des Unternehmens. Die Produktion wurde an andere Firmen verkauft: die Edelschmiede Zwickau übernahm die Schmuck- und Uhrbänder-Fertigung, Hampton-Jane Burghardt GmbH die Kettenfertigung und Hema-Optik GmbH die Brillenfertigung.

  • Verkauf des Gebäudes: Der Konkursverwalter verkaufte das Anwesen an die Einrichtungsfirma Schmitt und Charissé für 2,6 Millionen DM. 2004 erwarb die Stadt Pforzheim das Gebäude und nutzte es für das Technische Museum der Pforzheimer Schmuck- und Uhrenindustrie, die Pforzheim Galerie und die Carlo-Schmid-Schule.

Ende des Konkursverfahrens und Reformforderungen

  • 1980: Das Konkursverfahren wurde abgeschlossen, und die nicht bevorrechtigten Gläubiger erhielten eine Quote von 96 Prozent. Der Journalismus und die Stuttgarter Zeitung nutzten den Fall als Beispiel für die Notwendigkeit einer Reform des Konkursrechts. Die neue Insolvenzordnung von 1999 wurde dieser Forderung gerecht, jedoch zu spät für Kollmar & Jourdan.

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