Die Schuldnerberatungen im Landkreis Esslingen zeigen sich besorgt über die wachsende Zahl finanziell überforderter Menschen, wie aus ihrem Jahresbericht 2023 hervorgeht. Obwohl die Überschuldungsquote offiziell gesunken ist, ist die Nachfrage nach Beratungen gestiegen. Ein Rückgang der Überschuldungsquote könnte auf Änderungen bei der Speicherung abgeschlossener Insolvenzverfahren zurückzuführen sein, was die tatsächliche Situation verfälschen könnte.
Die steigende Nachfrage nach Klein- und Kleinstkrediten sowie „Buy now, pay later“-Angeboten, insbesondere für Nebenkosten und Energie, zeigt, dass viele Haushalte ihre laufenden Kosten nicht mehr decken können. Die Zahl der Kurzberatungen stieg um 8 %, während 688 Haushalte in langfristiger Beratung betreut wurden, darunter 543 Kinder. Die Wartezeiten für eine umfassende Beratung betragen weiterhin sechs bis 18 Monate.
Die Anzahl der Menschen, die ein Verbraucherinsolvenzverfahren anstreben, hat ebenfalls zugenommen, insbesondere seit der Verkürzung der Verfahrensdauer im Jahr 2020. Zudem hat eine Gesetzesänderung im Jahr 2021 zu einem deutlichen Anstieg der Bescheinigungen für Pfändungsschutzkonten (P-Konto) geführt.
Ein beunruhigender Trend ist der Anstieg überschuldeter Arbeitnehmer um 18 % sowie der Anstieg von Personen, die trotz Arbeit auf Sozialleistungen angewiesen sind, um 43 %. Auch die Zahl der älteren Menschen über 60 Jahre, die Schuldnerberatung in Anspruch nehmen, ist stark gestiegen.
Die Hauptgründe für Überschuldung bleiben Arbeitslosigkeit, Einkommensarmut, Krankheit, Scheidung oder Trennung, fehlende finanzielle Allgemeinbildung und problematisches Konsumverhalten.