Das Westend in Frankfurt am Main ist bekannt als eine der exklusivsten Wohnlagen der Stadt. Der Stadtteil, der in Westend-Nord und Westend-Süd unterteilt ist, wird jedoch meist als Einheit wahrgenommen. Geprägt von bürgerlichem Charme, historischer Gründerzeitarchitektur und hoher Lebensqualität, hat das Westend eine bewegte Geschichte und spielt eine zentrale Rolle in der Frankfurter Stadtentwicklung.
Geschichte und Stadtbild
Ursprünge und Entwicklung im 19. Jahrhundert
Das heutige Westend war einst landwirtschaftlich geprägt, mit einzelnen Gutshöfen wie dem Hellerhof und dem Kettenhof. Im 19. Jahrhundert begann der Umbau zu einem urbanen Wohnviertel. Die alte Stadtbefestigung wurde abgerissen, und entlang der Bockenheimer Landstraße entstanden prächtige klassizistische Villen. Vorbild für die großzügigen Boulevards und Plätze war die Pariser Stadtplanung.
Das Westend entwickelte sich schnell zu einem bevorzugten Wohngebiet für wohlhabende Bürger. Bedeutende Bauten wie die Villa Leonhardi und das Rothschildpalais prägen bis heute das Stadtbild. Um 1858 entstand hier der erste Frankfurter Zoo, bevor er ins Ostend verlegt wurde. Auch der Palmengarten und der Grüneburgpark trugen zur Attraktivität des Viertels bei.
Der Einfluss des 20. Jahrhunderts
In den 1920er Jahren veränderten sich die Strukturen des Westends. Das I.G.-Farben-Haus, erbaut von Hans Poelzig, wurde ein Symbol für die Modernisierung des Viertels. Während des Zweiten Weltkriegs blieb das Westend von großflächigen Bombardierungen verschont, was seine historische Bausubstanz weitgehend bewahrte. Nach dem Krieg diente das I.G.-Farben-Haus als Hauptquartier der US-Militärregierung.
Die Nachkriegszeit brachte jedoch auch Konflikte. In den 1970er Jahren führte die geplante Verdichtung durch den Bau von Hochhäusern zu massiven Protesten. Hausbesetzungen und Demonstrationen prägten die Zeit, während Bürgerinitiativen wie die Aktionsgemeinschaft Westend den Schutz denkmalwürdiger Gebäude forderten. Der Gentrifizierungsprozess ist heute weitgehend abgeschlossen, und das Westend ist ein gefragtes Wohngebiet.
Moderne Infrastruktur und Sehenswürdigkeiten
Verkehrsanbindung
Das Westend bietet eine exzellente Verkehrsanbindung. Neben U-Bahn- und Straßenbahnlinien ist der Stadtteil durch die zentral gelegenen S-Bahn-Stationen gut erschlossen. Trotz der städtischen Lage bleibt der Verkehr durch zahlreiche Einbahnstraßen und verkehrsberuhigte Zonen moderat.
Bildung und öffentliche Einrichtungen
Das Westend ist ein Bildungszentrum: Neben der Goethe-Universität beherbergt es renommierte Schulen wie die Bettinaschule und das Lessing-Gymnasium. Kulturelle Institutionen wie das Senckenbergmuseum und das Instituto Cervantes bereichern das Viertel.
Sehenswürdigkeiten
Zu den Highlights gehören der Grüneburgpark, der Palmengarten und die Westend-Synagoge. Der Messeturm, ein Wahrzeichen der Frankfurter Skyline, markiert die Grenze zum Messegelände. Historische Bauwerke wie der ehemalige Pferdestall und die Gründerzeitvillen tragen zum besonderen Charakter des Westends bei.
Fazit
Das Westend ist ein Stadtteil voller Kontraste: Historische Villen und moderne Hochhäuser treffen aufeinander, während die bewegte Geschichte des Viertels immer präsent bleibt. Mit seiner zentralen Lage, der gehobenen Lebensqualität und seinen zahlreichen Sehenswürdigkeiten bleibt das Westend eine der begehrtesten Adressen in Frankfurt.